Cannabis, Robert Hämmig, Ulrich W. Preuss und Michael Soyka, 2019

Cannabis 

Robert Hämmig, Ulrich W. Preuss und Michael Soyka

 January 2019

DOI: 10.1016/B978-3-437-23021-9.00009-6 

 

Kernaussagen 

● Die Cannabispflanze, welche die Menschheit seit Jahrtausenden begleitet, wird vi elfältig genutzt: 

○ als Lieferant für Fasern zur Herstellung von Tüchern, Schnüren, Seilen und Papier, 

○ als Nahrungsmittel (Samenkörner und Öl), 

○ als Medizin für Mensch und Tier sowie als Genussmittel. 

● Im 19. Jh. hielt Cannabis Einzug in die moderne westliche Medizin und wurde auch als „Freizeitdroge“ genutzt. Aus dieser Zeit stammen detaillierte phänomenologische Bes chreibungen der Effekte. Noch blieb aber der Wirkmechanismus völlig unklar. 

● Die erste Hälfte des 20. Jh. ist das „dunkle Zeitalter“ des Cannabis, in dem das Fors chungsinteresse erlahmte. In der zweiten Hälfte erlebte das Interesse an Cannabis eine Renaissance, nachdem die Hippiekultur Cannabis zu ihrer Hauptdroge machte, das Δ9-Tetrahydrocannabinoid Tetrahydrocannabinol (THC) als wichtigstes psychoaktives Prinzip entdeckt und das Endocannabinoid-System als Zielorgan identifiziert wurde. 

● THC und CBD (Cannabidiol) werden heute als Medikamente eingesetzt. Es besteht je nach Störungsbild unterschiedliche wissenschaftlich erhärtete Evidenz, dass sie bei einigen Krankheitszuständen wirksam sind. Aufgrund der vielen in Cannabis enthaltenen Wirkstoffe sind die therapeutischen Effekte bisher noch lange nicht alle bekannt und ausgeschöpft. 

● Daneben ist Cannabis weiterhin das am weitesten verbreitete Genussmittel, das in den meisten Ländern als „illegal“ gilt. Die Großzahl der Konsumenten trägt keine nachweisbaren Konsum schäden davon, ein Teil entwickelt jedoch eine Abhängigkeit. Massiver langzeitlicher Cannabis konsum führt vor allem zu kognitiven und sozialen Schäden. Besonders vulnerabel sind Kinder und Jugendliche. 

● Als Ausstiegshilfe aus der Cannabis abhängigkeit kann Psychotherapie nützlich sein. Eine unter stützende Pharmakotherapie ist nicht bekannt. 

● Derzeit wird aktiv zur Pharmakologie von Cannabinoiden und den Wirkungen auf neuronale Netzwerke geforscht und fast täglich werden neue Erkenntnisse publiziert. 

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